Projekt-Erläuterung (PDF-File)
Protokoll
Bewegungs - Projekt
Olivia Lange und Suong Ho
Inhaltsverzeichnis
1. Vorüberlegungen und Auswahl der Musikstücke
2. Ideen zur Umsetzungsform
3. Auswahl des Themas
4. Auftretende Probleme
5. Umsetzung des Themas auf die Lieder
6. Verbesserungsvorschläge
1. Vorüberlegungen und Auswahl der Musikstücke
Um ein Bewegungstheater durchzuführen, benötig man Musik. Demzufolge war unser erster Schritt die Musikauswahl. Nach der Vorüberlegung, Stücke aus ,,Carmina Burana" von Carl Orff mit Stücken verschiedener "modernerer" Richtungen (Pop, R'B, Hip Hop, etc.) zu mischen, um somit Kontraste ins Spiel zu bringen (die Idee war eine Art unbestimmte Zeitreise - dabei aber nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern auch vor in die Zukunft -mittels einer großen drehbaren Uhr, einer Art Glücksrat). Dazu hörten wir uns Musikstücke ganz unterschiedlicher Richtungen an und befanden, dass die Richtungen Techno und House eher ausscheiden, da es sehr schwer ist eine Choreographie für diese zu entwerfen.
Im Endeffekt entschieden wir uns für folgende Lieder:
1. Carmina Burana "O Fortuna"
2. Scorpions "Still loving you"
3. Carmina Burana "Veris leta facies"
4. Busta Rhymes "Break ya neck"
5. Carmina Burana "Reie"
6. Meredith Brooks "I'm a bitch"
7. Carmina Burana "Veni, veni, venias"
8. Nazareth "Love hurts"
9. Carmina Burana "Tempus est iocundum"
10. Carmina Burana "O Fortuna
Bei der Anordnung der Stücke wurde vor allem auf den Kontrastreichtum geachtet. Deshalb unterbrachen die ,,moderneren" Stücke jeweils ein Carmina-Buana-Stück. Auch war uns wichtig, nicht zwei Lieder mit ähnlichem Tempo aufeinanderfolgend zu plazieren, sondern nicht nur durch die Musikart, sondern auch durch das Tempo den Kontrast der einzelnen Musikstücke - oder zumindest ihre Unterschiedlichkeit - zu unterstreichen.
2. Ideen zur Umsetzungsform
Viele Diskussionen gab es darüber, ob in dem Stück eine Handlung geschildert werden ( typisches Beispiel: Liebesgeschichte) oder ob sie handlungsfrei bleiben solle. Dabei war die fast einheitliche Meinung, dass keine Handlung erzählt werden soll, da den Zuschauern damit alles eher offen dargelegt wird. Bei einem handlungsfreien Stück hingegen wird er in das Spiel mit einbezogen und dazu aufgefordert darüber nachzudenken, was die Darstellung bedeuten soll, oder vielleicht auch eine eigene Handlung darin zu erkennen. Auf jeden Fall bietet diese Darstellungsform Möglichkeiten zur Diskussion und fordert den Zuhörer zum weiteren Nachdenken zu Hause auf. Dies sollte das Ziel jeden guten Stückes sein.
Wie entschlossen uns also ein Thema zu wählen und dieses dann mit Hilfe der Musikstücke umzusetzen, aber ohne eine durchgängig laufende Handlung einzubringen.
3. Auswahl des Themas
In unserer Zeit redet man viel von Individualismus, Absetztung von der Masse, etwas Besonderes sein. Dies brachte uns auf die Idee, unser Thema in diesem Bereich zu wählen. So überlegten wir uns, dass man um ein Individuum werden zu können erst einmal eine einheitliche Gruppe sein muss. Von dieser versucht man sich mehr oder weniger (durch Kleidung, Einstellung etc.) abzugrenzen. Man versucht unabhängig und frei zu sein. Doch schon bald, oder noch während man dies versucht, trifft man meist jemanden, der die eigenen Vorstellungen vom Leben mit einem teilt. Man bildet wieder eine Gruppe. Wenn dies aber bei jedem der Fall ist, sich also lauter kleine Gruppen mit je der gleichen Einstellung: ,,Wir wollen uns von den anderen abheben! Wir sind was Besonderes!" bilden, dann hat sich im Grunde wieder eine Große Gesamtheit gebildet, die sich selbst, indem sie krankhaft versucht, aus der Gleichheit aller auszubrechen, erst richtig gleich macht.
4. Auftretende Probleme
Doch die Idee eine handlungsfreie Erzählung darzustellen (ein Widerspruch in sich), stellte sich schwerer dar als wir glaubten. Uns schien es unmöglich auf diese Art die Lieder sinnvoll mit einander zu verbinden, oder aber das Thema umzusetzen ohne eine Geschichte zu erzählen.
Dazu kam die Kritik an der Länge des Stückes. Wir hatten, außer einigen Carmina-Burana-Stücken, die Lieder in voller Länge eingeplant. Jetzt erschien uns das zu lang, um diese Entwicklung (unser Thema) darzustellen, die bei Menschen innerhalb so ungenauer Zeit - manchmal passiert der Wechsel zwischen frei sein und in eine Kategorie eingordnet zu werden in nur wenigen Sekunden, meist sogar unbewusst, manchmal hingegen dauerst es Jahre, bis man genau feststellt, dass auch dieser Mensch nicht frei von Einflüssen und voll von deren Gedankengut ist, geschieht.
Auch fanden wir auf einmal die Idee des Kontrastes als nicht mehr so passend, da es sich um eine eindeutige Entwicklung handelt und eigentlich nur ein einziger Bruch vorhanden ist: das erste sich abgrenzen und frei sein wollen. Der Rest ist eher ein ständiger Wechsel zwischen diesen beiden Erfahrungen, die nicht ohne einander auskommen können, obwohl sie absolute Gegensätze sind. Es scheint, als würden sie ineinander verschwimmen...
Diesen eindeutigen - und meiner Meinung nach einzigen - Bruch stellten wir durch die Unterbrechung der Carmina-Burana- Lieder durch das Lied der Scorpions dar. Dies zeigt von sich aus, für den Betrachter klar erkennbar, dass, selbst wenn man es schafft, aus der Norm (der Gemeinschaft und ihren Vorstellungen und Gesetzen) auszubrechen, dies kein Zustand werden kann, der ewig anhält.
Die neue Liedaufstellung lautete:
1.Carmina Burana "0 Fortuna"
2.Scorpions "Still loving you"
3.Carmina Burana "Veris leta facies"
4.Carmina Burana "Reie"
5.Carmina Burana "Veni, veni, venias"
6.Carmina Burana "Tempus est iocundum"
7.Carmina Burana "0 Fortuna"
5. Umsetzung des Themas auf die Lieder
Als erstes überlegten wir, wie man die Gemeinschaft Gleicher und dann die daraus folgende Idividuumwerdung, die sich dann wieder (zurück) in eine ununterscheidbare Einheit entwickelt, auf der Bühne darstellen kann.
Wir überlegten uns, dass Masken für die Einheitlichkeit am geeignetsten sind. Sie verbergen das, was uns einzigartig macht: das Gesicht und somit die Augen und den Mund - die Möglichkeit sich auszudrücken und eine eigene Meinung zu entfalten.
Auch durch die Kleidung und die Bewegungungen kann man die absolute Gleichheit zeigen.
Wir teilten uns also in zwei Gruppen (in der Choreographie besser einsetzbar als eine große) auf. Die eine zog sich dunkel, die andere hell (schwarz und weiß) an. Die Masken waren in der entgegengesetzten Farbe wie die Anziehsachen. Dies symbolisierte wieder unsere Vorstellung, dass man, egal, wie unterschiedlich man von den anderen ist, doch einen Teil von ihnen hat und ein Teil von ihnen ist und bleibt.
Lied 1: Carmina Burana "0 Fortuna"
Am Anfang stehen alle in einem dichten Haufen in der Mitte der Bühne. Dabei sind sie so sortiert, dass es so aussieht, als würden sie von innen nach außen abfallen (Größenunterschiede - große in der Mitte, kleinere außen). Mittels Schwarzlichtes und Nebels (er steigt durch den Widerstand des Haufens in dessen Mitte nach oben auf) wird die Unheimlichkeit und vielleicht auch die geistige Benebelung (alle denken genauso und haben keine eigene Meinung) ausgedrückt. Danach fangen einzelne an, sich langsam aus dem Klumpen zu lösen und über die Bühne zu gehen. Die mit den weißen Anziehsachen hingegen bleiben alle in der Mitte der Bühne stehen. Sie drehen sich erst nach dem leiseren Teil explosionsartig um, und die Schwarzen weichen (vor Angst vor ihnen, denn sie erscheinen auf einmal unbekannt) zurück. Sie bewegen sich scharnierartig (die Schwarzen im Uhrzeiger-, die Weißen gegen den Uhrzeigersinn) gegeneinander, wobei es so schein, als wenn dieser Abstand zwischen ihnen nie (wieder) überschritten wird. Doch einige strecken die Hände aus und zeigen denen in dem anderen Kreis ihre Handflächen (alles geschieht bei aufgesetzten Masken), als wenn sie fragen würden: ,,Warum hast du Angst? Kommt doch näher und ich sage dir, wer ich bin.".
Am Ende des Liedes fallen alle wie tot zu Boden und bewegen sich nicht mehr.
Lied 2: Scorpions "Still loving you"
In diesem Lied wird direkt an die gestellte Frage: ,,Warum kommst du nicht zu mir?" angeschlossen. Einzelne stehen (diesmal die Weißen zuerst) auf und suchen sich einen Partner. Dieser schreckt zwar erst zurück, doch nach Kennenlernen (umeinander Herumgehen) und Annäherungen (die Hände werden gegeneinander ausgestreckt, berühren sich aber noch nicht) verbinden sie sich (die Handinnenseiten liegen aufeinander, wobei das Umeinandergehen aber nicht unterbrochen wird).
Lied 3: Carmina Burana "Veris leta facies"
In diesem Lied werden aus den Unbekannten Individuen, und dies, obwohl sie mit jemandem verbunden sind, deshalb könnte man darüber streiten, ob es wirkliche Individualität ist, oder ob man sich nur selbst etwas vorspielt. Ich hingegen finde, dass selbst das Vorspielen keine Selbstblendung ist, sondern, dass nur der Gedanke zählt, an Freiheit und Unabhängigkeit zu denken und man nicht den bequemeren Weg des Mitlaufens einschlägt.
Alle (Zweiergruppen) stellen sich im Kreis (mit dem Gesicht zueinander) auf und decken in drei Gruppen ihre Masken auf. Bei dem ,,dam ,dam" werden sie an die Seite gelegt. Es sind Individuen entstanden.
Lied 4: Carmina Burana "Reie"
Doch aus diesen Einzelnen bilden sich wieder neue Gruppen. Als erstes gehen die Schwarzen im Storchschritt auf die andere Seite des Kreises und suchen sich dort einen neuen Partner. Die Weißen haben sich in der Zwischenzeit hingesetzt. Wenn alle stehen, werden die Weißen vom Boden aufgehoben und in den rechten Teil der Bühne zu einem Kreis zusammen geschoben. Die Schwarzen selbst ziehen sich rückwärtsgehend, indem sie die Hände in Richtung der Weißen strecken, in die linke Bühnenhälfte zurück und stellen sich dort mit dem Gesicht in entgegengesetzter Richtung zu den Weißen in einer Art Knubbel auf.
Lied 5: Carmina Burana "Veni, veni, venias"
Bei dem darauffolgenden Lied beschlossen wir zwei Kontrahenten aufzustellen. Die Weißen und die Schwarzen. Dazu passte das Lied gut, da auch dort zwei verschiedene Stimmen gegenüberstehen. Erst marschierten sie gegeneinander, doch dann verbanden sie sich wieder zu Zweiergruppen, und nach einem ,,Streit" wurden sie wieder zu Partnern.
Lied 6: Carmina Burana "Tempus est iocundum"
In diesem Lied stellten wir einen Bauerntanz dar, in dem sich ein Pärchen deutlich von den anderen abgrenzte und die anderen um es herum ,,feierten". Am Schluss flielen sie vor dem Paar auf die Knie.
Lied 7: Carmina Burana "0 Fortuna"
Am Anfang des Liedes standen alle ruckartig auf und das Pärchen kniete nieder. Es wurde unter den anderen begraben. Man merkt also, dass, selbst wenn die Gemeinschaft die Individualität akzeptiert, sie versucht, sie zu vernichten.
6. Verbesserungsvorschläge
Im großen und ganzen hat es sehr viel Spaß gemacht, ein so ungewöhnliches Stück umzusetzen, auch wenn es nicht ganz gelungen ist, eine Handlung herauszuhalten.
Bei einem nächsten Stück sollte man vielleicht noch darauf achten, von Anfang an das Thema zu klären und dann nur in diese Richtung hin zu arbeiten.